Straßen und Wege

Flurkarte um 1910
Die älteste Orientierungshilfe sind die Flurnamen (siehe Karte).

Die Adressen der Menschen orientierten sich später an Hausnummern. Jedes neue Haus bekam eine neue Nummer oder in selteneren Fällen übernahm es eine Nummer, wenn ein Haus abgerissen worden war. Deshalb haben die kleinsten Nummern in der Regel die Bauernhöfe. Im Urbar der Grafschaft Ravensberg von 1556 werden 23 Höfe benannt.

Herkunft der Straßennamen in Besenkamp
Straßennamen sind noch nicht sehr alt. Viele Straßennamen erhielten ihre Namen erst aus Anlass der Kommunalreform im Jahr 1969. Vorher hatten viele Wege keine Namen, da es sich in der Regel um Feldwege handelte. Nur die Bünder-Straße und der Minden-Wesler-Weg hatten eine überregionale Bedeutung. Viele Straßenbenennungen zur Kommunalreform griffen die sehr alten Flurnamen auf und bewahrten sie so vor dem Vergessen.

Viele Pflanzennamen
In den neueren Siedlungen von Besenkamp nach 1969 sind viele neue Straßen nach Pflanzen benannt worden. Dies sind der Maiblumenweg, die Primelecke, der Zypressenweg, der Anemonenweg, die Ahorngasse, die Akaziengasse, der Espenweg und der Eibenweg. Die letzte Straßenbenennung war der Akeleiweg (ca. 2002). Nur der Goldregenweg und die Rotdornecke sind älter. Möglicherweise waren diese Straßen der Anlass weitere Straßen im Umfeld nach Pflanzen zu benennen.

Vogelnamen im Westen von Besenkamp
Im Westen des alten Dorfkerns sind viele Wege nach Vogelarten benannt: Krähenweg, Kauzweg, Sperlingweg, Kranichweg und Zeizigweg. Dieses Gebiet war bis in die 50iger Jahre eine feuchte Wiesenlandschaft. Die alten Flurbezeichnungen weisen deutlich darauf hin: „Plaggenpohl“ = feuchte Wiese mit Pfützen und kleinen Teichen, „Masch“ = feuchtes Grünland, „In den Ellerwiesen“ „Feldwiese“ und „Himmelreichswiese“. Besonders die Himmelreichswiese deutet auf eine Wiese mit unzähligen Feldblumen, Insekten und Schmetterlingen hin. Dass dieses Gebiet reich an Vogelfauna war und sogar der Kranich während des Vogelzuges hier rastete, ist mehr als wahrscheinlich. Dass diese Vogelwelt auch Feinde anzog, zeigt der Katzenweg, der in dieses Gebiet führt.
Es kann auch an dem Ornithologen Prof. Dr. Dierksen gelegen haben, daß wir in diesem Bereich so viele Vogelnamen haben, denn er wohnte in der Südwestspitze von Besenkamp.

August-Griese-Straße


Der Werkmeister August Griese war Landrat des Kreises Herford von 1946 – 1962. In dieser Zeit war der Landrat ehrenamtlich. Die Verwaltung wurde vom Oberkreisdirektor geleitet. In der Gemeinderatssitzung nach seinem überraschenden Tod am 7. Juli 1962 wurde beschlossen den Hiddenhauserweg in die August-Griese-Straße umzubenennen. Nach ihm ist in Löhne auch das August-Griese-Berufskolleg benannt. Er war Mitglied in der SPD.

Eckernkamp

Eckernkamp ist ein Familienname. Die Familie gehörte zu den „Kleinbauern“. Ihr Hof war die Nummer 38. Der Hof liegt gegenüber dem Weg Eckernkamp. Eckernkamp bezeichnet auch die Flur, die die Familie besitzt. Übersetzt aus dem plattdeutschen bedeutet der Name Eichenfeld. Auf einer Karte von 1837 war das Feld = der Kamp von einem Wald umgeben. Der kleine Rest dieses Waldes noch heute neben dem Hof erkennbar.

Eichenknick
„Knick“ ist ein plattdeutsches Wort für Abbiegung. Es bedeutet aber auch Wildschutzhecke. Nach der ersten Bedeutung ist Eichenknick eine Abbiegung an Eichen. Auf der topografischen Karte von 1895 vor der Verkoppelung ist der Weg mit einer 90 Grad Abbiegung an einem Waldstück zu erkennen.

Flaßsiek
Der Weg führte am Flaßsiek vorbei. Das Siek lag in Steinbeck kurz vor der Kaiserstraße. Es sind nur noch Reste erkennbar. Flaß stammt von dem plattdeutschen Namen Flass ab, der Flachs bedeutet.

Friedrichsstraße

Benannt nach Hans Friedrichs, dem ersten Oberkreisdirektor des Kreises Herford nach dem II. Weltkrieg (1946 – 1954). Witzigerweise ist bei manchen Straßenschildern das zweite s vergessen worden, da im Volksmund die Straße oft Friedrichstraße genannt wird.

Hans Friedrichs, geboren in Frankfurt/Oder am 18.10.1889, wurde durch Anordnung der englischen Militärregierung am 28.2.1946 als Oberkreisdirektor bestellt und am 8.3.1946 durch die Wahl im Kreistag bestätigt. Vorher war er von 1919 – 1933 Amtmann im Amt Pelkum (Kreis Unna). Er wurde von den Nationalsozialisten zwangsbeurlaubt. (Quelle: 150 Jahre Landkreis Herford, Bild: Kreisarchiv)

Hagensiek
Der Weg führte zu einem ehemaligen Siek, das zum Hagenhof (Besenkamp Nr.5) gehörte. Vom Hagensiek sind nur noch Reste erkennbar. Es wurde im Zuge der Bürgermeisterkippen in den 60 Jahren des letzten Jahrhunderts mit Müll zugekippt. Hagen bedeutet von Wald umgeben.

Vor der Kommunalreform hieß der Weg Bredenweg. Auf plattdeutsch vermutlich „up de Breien“. “Breien“ bedeutet langes Ackerstück.

Himmelreich
Der Weg führt an der Flur „Himmelreichwiese“ vorbei.

Im Reitstiegel
Die Flur, in der der Weg hineingebaut wurde hieß „Am Reitstiegel“. Das Wort Stiegel bedeutet nach Erwin Möller Steg oder Steilweg. Auf Landkarten vor der Verkoppelung ist auch ein Weg vom Wemmerhof zur „Lachtrop“-Schule eingezeichnet.

Im Timpen
„Timpen“ ist der plattdeutsche Name für Ecke oder Zipfel.

Kleffmannweg
Der Weg führt zur Flur mit Namen „Am Kleffkamp“. Kleffkamp bedeutet Kleff´s Feld. Kleffmann hießen über Jahrhunderte die Besitzer des Hofes Nr.8, später wurde er Meyerhof genannt. Heute ist es der Hof von Jochen Höner. Zu diesem Hof gehörte auch vor der Bebauung diese Flur.

Krummacker
Der Name weist auf den Flurnamen Krummacker hin.

Lachtropweg
Friedrich Lachtrop war ein Dorfschullehrer in Besenkamp (1863 -1906) und war ein aus dem Mindener Raum kommender Bauernsohn. Die Schule wurde auch nach Lachtrop benannt und lag an dem heutigen Lachtropweg. Sie war der zweite Schulbau in Besenkamp und wurde von 1881 – 1911 genutzt.

Lohbredenweg
Loh ist im Urkataster von 1826 ein Flurname (Er bedeutet kleiner Wald, lichtes Weideholz), an dem der Lohbredenweg vorbeiführt. Brede war das Breitenmaß in karolinischer Zeit, um die Ackerflächen planmäßig durch den Grundherrn aufzuteilen (vergl. Gerhard Meyer, Sattelmeyer, Seite 161). Es steht auch in Verbindung mit dem plattdeutschen Namen „brain“ „breien“ und „broin“. Diese Namen bezeichnen eine Breite, weit ausgestreckte Flur.

Lüchtenweg
„Lüchten“ ist der plattdeutsche Ausdruck für Leuchten. Als um die Jahrhundertwende (1900) an diesem Weg neue Häuser gebaut wurden, konnte man sie weit von Bünde das leuchten sehen. Die Leute sagten „de Lüchten“ und dadurch entstand auch der Name für die Siedlung.
Auf topographischen Karten der neueren Zeit taucht Lüchten auch als eine Gebietsbezeichnung südlich des Lüchtenweges auf. Auf der Karte von 1954 und den Karten davor ist davon aber nichts zu erkennen. Die Flurnamen des genannten Bereiches heißen um 1900 „Birkenbreede“ und Eckernkamp. Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Gebietsbezeichnung mit den Jahren auf den Karten westwärts wandert.

Maagweg
Der Weg führt am Hof Nr. 3 in Besenkamp vorbei. Die früheren Besitzer hießen Maag. Heute (2005) ist es der Hof von Install.

Malerweg
An dieser Straße wohnte zur Zeit der Namensgebung der Malermeister Hans Lücking.

Maschweg
Der Weg führt durch ein Gebiet, dass im Urkataster von 1826 den Flurnamen „die Masch“ führt. Die Masch oder plattdeutsch „de Mask“ bezeichnet Grünland vornehmlich an Gewässerrändern. Vermutlich war es eine Feuchtwiese.

Minden-Wesler-Weg
Die meisten Straßennamen wurden erst nach 1945 besonders nach der Gemeindereform benannt. Der Name Minden-Wesler-Weg ist älter. Die Straße wurde als Verbindungsstraße zwischen zwei Preußischen Truppenstandorten in Minden und Wesel errichtet.

Roßkampweg
Rosskamp wird die Siedlung genannt, die nach dem zweiten Weltkrieg auf den Fluren Roßkamp und Vorm Roßkamp errichtet wurde. Der Name Kamp bezeichnet ein Feld. Ross vermutlich ein Name. Als wir Kinder waren wurde uns immer erzählt, Widukind hätte hier seine Rösser gehalten.

Schäferdreisch
Die Flur auf der das heutige Industriegebiet liegt hieß Schäferdreisch. Das Wort dreisch könnte von dem plattdeutschen Wort „Draisk“ abstammen. Es bezeichnet Brachland, das nicht ständig als Ackerland genutzt werden kann. Also ideal für einen Schäfer.

Schröderweg
Der Schröderweg führt an Land vorbei, das einst zu Bauer Schröder (Besenkamp Nr.6) gehörte.

Tischlerweg

Der Weg führt an der Tischlerei Tappe vorbei.

Zur Schützenwiese

Das Schützenfest des Schützenvereins Nordengerland fand hier viele Jahre (bis ca. 1980) statt, bevor es bebaut wurde.

Die vorliegenden Erklärungen snd die, die ich gefunden habe und die mir schlüssig erscheinen. Wer andere kennt, bitte bei mir melden.
© Heinz-Jürgen Uffmann