Geschichte

 

3000 vor Christus

Im Dobergmuseum, Bünde Nr. 2002/54 liegt eine Hammeraxt aus einem hellen Vulkanit, die in Besenkamp gefunden wurde und aus der Zeit der Michelsberger-/Trichterbecherkultur stammt. Sie ist ca 5000 Jahre alt und wird im Buch von Cajus Dietrich „Die Jungsteinzeit im Kreis Herford“ beschrieben.

968 oder 969 nach Christus – Die Bisinisburg

Die Corveyer Traditionsnotiz des 9.-11. Jh.s belegt  eine Burg mit Namen Bisinisburg. Sie gilt als verschollen. Die Ortsnamenforscher Ernst Förstemann (1913) und Hermann Jellinghaus (1923) vermuten den Standort dieser Burg in Besenkamp. Die oben gezeigte Ruine ist allerdings kein Burgfried sondern der Stumpf einer Windmühle aus Besenkamp (Bild aus 2010).


Um 1000 nach Christus – Erste Erwähnung

1971 wird ein Tympanon aus dem 11.Jahrhundert in der Stiftskirche in Enger ausgegraben. Es zeigt eine Darstellung von Sonne, Mond und Lebensbaum. Am Rand ist die älteste Monumentalschrift Westfalens in deutscher Sprache zu lesen. Die Umschrift lautet:
„THNEHT WORT VAN PESSIRAN(?)VAN BISENCAMPE SAL HBBEN T(?)E MOLIN VAN BILICA SUB
TEMPORE HOIERI“

Ins Hochdeutsche übersetzt bedeutet es: „Den Anteil an der gemeinen Mark von Päscherheide und von Besenkamp soll haben die Mühle von Belke. Zur Zeit des Hoier.“ .

Bedeutung des Namen Besenkamp

Kamp ist ein plattdeutsches Wort. Es ist angelehnt an dem lateinischen Wort „Campus“. Es bedeutet „Feld“ oder „Ebene“. Besenkamp bzw. Bisencampe übersetzt hieße dann „Bisen´s Feld“. Heinrich Griese (1934) vermutet, dass Besenkamp aus der früheren Ortschaft „Benzencampe“ und dem altsächichen Dorf „Wedemere“ (später Wemmer, heute Unternbäumer) entstanden ist. Besenkamp könnte nach dem ersten Ansiedler, der den Namen Biso trug benannt worden sein. Besenkamp hieße dann „Biso´s Feld“.
Der Dorfname „Wedemere“ besteht aus dem mittelniederdeutschem Wort „Wede“ = Wald und dem althochdeutschen „meri, mere“ = stehendes, seichtes Gewässer.

Die ältesten Bauernhöfe Besenkamps

Herr Kurkamp hat 1948 durch Flurkartenforschung die ältesten Höfe bestimmt, da diese im Besitz der Eschfluren waren. Er vermutet ihre Entstehung um 800 nach Christus. In Besenkamp gab es demnach zu dieser Zeit  6 Höfe und in „Wedemere“  2 Höfe. Die Hofnamen sind aus der Mitte des letzten Jahrhunderts angegeben. Die Zahlen bennennen die alten Hausnummern. Jede Nummer wurde nur einmal in Besenkamp vergeben. 2 Höfe existieren 2010 nicht mehr.

Ende des 12. Jahrhundert

Besenkamp wird als  Bysenkampe im Codex Traditionum Westfalicarum erwähnt. (CTW  IV S. 31 – Einkünfte- und Lehns-Register der Fürstabtei Herford sowie Heberollen des Stiftes auf dem Berge bei Herford)

13 Jahrhundert

Alrat de Bysencampe wird erwähnt. (ebenda CTW IV S.72)

Vor 1245 

Besenkamp taucht im Westfälischen Urkundenbuch auf: „filii domini Hartmodi de Besenkampe“ = die Kinder von Hartmodi in Besenkamp.   (siehe WUB VI Nr.434 S. 124)

1342 Einkünfte des Stiftes Dionysius zu Enger

Zu den Einkünften gehören je 1 Schaf von 2 Höfen aus Besenkamp und von einem Hof aus Wedemere. Ruffi in Besenkamp gibt 1. M.Roggen, 6 Sch. Gerste, 2 M.Hafer, 1 Schein oder 1.S., 2 Hühner.

um 1500

Die Besenkämper Bauern gehörten zum Amt Enger und deren Gerichtsbarkeit. Die Gerichtsstätte dieses Vogteigerichtes war in der Nähe der Stiftskirche unter einer Linde. Detert Welpmann aus Besenkamp und Schenne Bertmann wurden wegen Diebstahls verurteilt und auf dem „Bliggesberg“, heute Liesberg am Galgen erhenkt.

1558 Höfe aus dem Urbar der Grafschaft Ravensberg

Die Burschaft Bessenkamp ist Teil der Vogtey Engern im Amt Sparrenberg der Grafschaft Ravensberg. Das Urbar der Grafschaft zählt 23 Familien und Hofstätten für die Burschaft Bessenkamp auf. Darunter sind viele Namen, die sich noch heute in Besenkamp finden lassen:
„Heinrich Maich, Ott Weelpman, Ludeke Lindeman, Steffen Goedecker, Herman Hillebrand, Johan Godeker, Herman up dem Heimesaet,Herman Piper, Herman Steffen, Johan Ebeler, Johan Kurkamp, Johan up dem Kamp,Heinrich Schroder, Albert Kleieman, Albert Klefmann, Peter Kleiman, Gerke in der Schuyrstede, Johan uf dem Winkel, Gercke in den Ellern, Thewusch uf dem Hagen, Tebbe bei dem Telgenbusch, Thoniß de Wemer und Herbert de Wemer.“

1650-1675 Protokolle der Vogtei Enger des Amtmanns Consbruch.

In den Protokollen werden auch Verhandlungen mit Einwohnern Besenkamps aufgeführt. Wer sich dafür interessiert, kann diese Protokolle im Rathaus von Hiddenhausen für einen Schnäppchenpreis von 2,50 Euro kaufen.

1781 Neue Dorfschule

1811 – 8.11.1813 Besenkamp ist Teil des französischen Kaiserreiches

1838 Tod eines Schmugglers

Der Heuerling Johann Christian Säger aus Besenkamp wird auf einem nächtlichen Schmugglergang an der Aa in Diebrock von der Grenzwacht, die vielfach durch Militär verstärkt war, erschossen.
Durch den Zusammenbruch der Flachsspinnerei herrschte große Armut besonders bei den Heuerlingsfamilien und Kleinbauern. Die Grenzen zum Königreich Hannover (hinter der Warmenau) und dem Fürstentum Lippe waren nicht weit. Die beiden Staaten gehörten nicht zum preußischen Zollverein. Dies und die Not der Menschen förderte den Schmuggel.

1848 – 1894 Dreißig Menschen aus Besenkamp wandern nach Amerika aus

3 Familien und 15 Einzelauswanderer verlassen Besenkamp. Es ist eine weitere Folge der wirtschaftlichen Not. Erst die Ansiedelung der Zigarrenindustrie sorgte für eine Abschwächung der Auswanderungswelle.

1847 Zigarrenindustrie in Besenkamp

Hermann Heinrich Assbrock ist der erste Zigarrenmacher Besenkamps.1854 baut er für die Bünder Firma Wellensiek eine Filiale in Besenkamp in zwei Kotten auf.

Später errichtet er einen Neubau für eine Zigarrenfabrik am Minden-Wesler-Weg (das Bild zeigt das Gebäude um 2005).

1876 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr von Besenkamp

1909 Verkoppelung verändert das Dorf

In nur wenigen Wochen verändert sich das Gesicht des Dorfes. Die verschiedenen kleinen Fluren werden zu großen Feldern zusammengelegt, um wirtschaftlicher ackern zu können. Das Feldwegenetz wird von vormals geschwungenen Wegen schachbrettartig. Bei dieser Verkoppelung bzw. Flurbereinigung der Felder gibt es Gewinner und Verlieren, weil jeder zwar ungefähr die ha-Anzahl behält, aber das Land unterschiedlich gute Qualität besitzt. Bei Erdbrügger findet am 27. und 28.November 1908 ein Treffen mit dem Landvermesser statt, wo alles unter Leitung des Vorstehers der Gemeinde, dem Kolon Heinrich Grundmann, besprochen wird

1911 Einweihung der Volksschule an der Friedrichsstraße


Volksschule um 1918

1912 Das 11. Stiftungsfest des Gesangsvereins „Zufriedenheit“ in Besenkamp

Einladung und Programm (Mehr)

1913 Gründung des Turn und Sportvereins TUS Germania Besenkamp

1914-1918 1. Weltkrieg

Im ersten Weltkrieg sterben 38 Besenkämper. Ihre Namen sind am Kriegerdenkmal verzeichnet, daß ca. 1920 gebaut und eingeweiht wurde. (Mehr)

     

Errichtung des Kriegerdenkmals in Besenkamp nach dem 1. Weltkrieg

1925 Gründung des Schützenvereins Nordengerland
im Gasthaus „Zum Winkel“

1933 Machtergreifung durch die Nationalsozialisten

Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 entfallen in Besenkamp an Stimmen auf die SPD 43,8%, der NSDAP 34,8%, der KPD 10,8%,der Kampffront SWR(mit DNVP) 7,7%, der DVP 0,7% und den Sonstigen 2,1 %. Damit gehört Besenkamp zu den wenigen Orten im Kreis Herford, in denen die rechten Parteien um die Nationalsozialisten keine Mehrheit bekamen. Bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 hatte auch die SPD die Mehrheit in Besenkamp. Am 30. März 1933 wurde Walter Haubrock (SPD) erneut zum Gemeindevorsteher gewählt. Doch die Wahl wurde vom Landrat von Borries nicht bestätigt und Haubrocks Gegenkandidat Heinrich Pieper (NSDAP) zum kommisarischen Gemeindevorsteher ernannt. Am 11. Juli 1933 forderte der Landrat nach dem reichsweiten Verbot der SPD die SPD-Gemeinderäte Gieselmann, Haubrock und Kurkamp auf, ihre Mandate nicht weiter auszuüben, da dies eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit darstelle. Anderfalls würde die polizeiliche Inhaftnahme erfolgen (vgl. Sahrhage, Diktatur und Demokratie…,Seite 161). Auch der Arbeiter Turn und Sportverein wurde verboten.

1939-1945 2. Weltkrieg

Im zweiten Weltkrieg lassen 43 Besenkämper ihr Leben.
24 Angehörige sterben von Flüchtlingsfamilien, die in Besenkamp eine neue Heimat finden.

ca. 1944 Bombe auf Winkelhof
An Besenkamp selbst geht der Krieg glimpflich vorüber. Es fällt nur einmal eine einzelne Bombe auf den Hofplatz am Winkelhof. Luise Wostbrock schreibt: Es war nachmittags, ich half bei Weimann auf dem Felde. Die Bombe fiel auf dem Hofplatz von Winkelmann ohne Opfer zu fordern. Das Dach wurde aber zerstört. Bei der kleinen Liselotte, die im Körbchen in der Stube lag, war das Bettchen mit Glassplittern übersät. Die nächsten Tage trat alles an, was helfen konnte, um das Dach zu erneuern.“

1950

Besenkamp Dorf mit Blick auf Niemeier und Schröder ca. 1950

1954 Industrie, Handel und Dienstleistungen

In Besenkamp gab es 1954 zwei Fuhrunternehmer (Georg Kubis , Möbelspedition, Güterfernverkehr; Ludwig Wischnewski, Nr. 47, Fuhrunternehmer, zwei Bäckereien (Friedrich Erdbrügger, Bünderstr. 3a
Hermann Siekmann, Nr. 48), ein Baugeschäft (Wilhelm Hartwig, Nr. 136), eine Fahrradreparatur (Paul Bollmann, Nr.6), zwei Hausschlachter (Gustav Bollmann, Nr.5; Heinrich Heidbrink, Nr. 79), einen Friseur Hans Vogt, Nr.100, einen Gartenbaubetrieb Wilhelm Vollmer, Nr. 47, eine Konsumgenossenschaft Bünde-Lübbecke GmbH, einen Handels- und Industrievertreter Femi Meyer, Nr.58, ein Hotel Heinrich Droste, Nr. 55,  Kohlen- und Brennmaterialienhändler mit dem Großhandel Werner Piotrowski, Nr.25 und dem Einzelhandel Heinrich Becker, Nr. 154, ein Lebensmittelgeschäft Artur Becker, Nr. 120, drei Maler ( Magda Hobel, Nr. 86; Hans Lücking, Nr. 106; August Sieksmeier, Nr. 89), eine kleine Möbelfabrik (Wilhelm Weimann), zwei  Mühlenbetriebe ( Geschwister Duhe, Nr. 108; Friedrich Lindemeyer, Nr. 59), eine Rohrflechterei von Artur Lapschek, Nr. 108
der als Meisterbetrieb gegründet wurde 1889 in Langenbietan/Schlesien Bünderstraße 108, Tel. 256), eine Sattlerei von Heinrich Niederbäumer, Nr. 148, Sieben Schneidereien (Sophie Assbrock, Nr. 104; Lisa Brühlke, Nr. 93; Ida Eckernkamp, Nr. 38; Hilde Hartmann, Nr. 119; Paula Hartwig, Nr. 36, Lisa Schröder, Nr. 93; Marie Tilker, Nr. 131), einen Schuhmacher
Gustav Ellermann, Nr. 118, zwei Strickereien (Lydia Niewöhner, Nr. 63;
Walter Riepe, Nr. 117), zwei Tischlereien (Heinrich Tappe, Nr. 77;
Heinrich Tiemann, Nr. 121) und vier Zigarrenhersteller ( Heinrich Ellersiek, Nr. 71; Hermann Höttger, Nr.129; Heinrich Kramer, Nr. 78; Hugo Vogel Nr. 74

Quelle: Branchenverzeichnis von 1954
Heimatadressbuch des Landkreise Herford/Westfalen 1954 nach amtlichen Unterlagen Verlag Joh. Kasper&Co, Köln

1955 Bau der Kirche

Der Bezirk Steinbeck-Besenkamp der Ev. Kirchengemeinde Enger kauft die Besitzung Assbrock und baute aus dem Hof eine neue Kirche.

1959 Einführung der Müllabfuhr in Besenkamp


Mit Pferd und Wagen startete Heinz Uffmann 1959 im Auftrag des Gemeinderates die Müllabfuhr. Der Müll wurde bis 1969 in das Hagensiek in eine der sogenannten „Bürgermeisterkippen“ verbracht. In dieser Zeit verdoppelte sich die Müllmenge.

Eine dieser Müllkippen war das Hagensiek im Nordosten von Besenkamp.

Bild von Willi Hellmann

1969 Gebietsreform – Besenkamp wird Teil der Stadt Enger

Der Gemeinderat Besenkamps war für die Bildung von Großgemeinden. Am 4.12.1966 verabschiedete der Landtag NRW ein Gesetz mit Wirkung für den 1.1.1969: „§6 Die Gemeinden Belke-Steinbeck, Besenkamp, Dreyen, Stadt Enger, Herringhausen…,Oldinghausen, Pödinghausen, Siele und Westerenger werden zu einer neuen amtsfreien Gemeinde zusammengeführt. Die Gemeinde führt den Namen Enger und führt die Bezeichnung „Stadt“.

Trotz Eingemeindung wurde um symbolische Eigenständigkeit gekämpft. Dies ist sichtbar an den Ortsschildern. Besenkamp wird groß genannt. Erst dann folgt die Stadt Enger.

2006 Die WDR-Sendung „Dorfplatz Schlag 10“ in Besenkamp

In Besenkamp ist der WDR zu Gast und dreht zum 500. und letzten mal die Sendung Dorfplatz Schlag 10. Über 500 Besenkämper sind  dabei.
(Das Bild wurde von der NW freundlicherweise zur Verfügung gestellt)

2020 In Besenkamp entsteht das Impfzentrum für den Kreis Herford

Impfzentrum

Im leerstehenden Bürohaus von Alno (früher Wellmannküchen) wird das Impfzentrum für den Kreis Herford eingerichtet. Von dort soll die Corona-Pandemie bekämpft werden.