Hermann Ebert war Zigarrenarbeiter, Mitglied der SPD und im Gemeinderat seit 1919. Er kümmerte sich um die Brennstoffversorgung, er gehörte zur Wohnungskommission und war im Schulvorstand.
In mehreren Nächten im Juli 1925 wurde er nachts unsanft geweckt. Vor seinem Haus (Besenkamp 120) am Minden-Wesler-Weg lungerte eine Horde von Männern herum. Sie sangen das Stahlhelmlied….
„Lied der Sturmabteilungen 1923
Kamerad reich mir die Hände,
Fest woll´n zusammen wir steh´n.
Mag man uns auch bekämpfen,
Der Geist soll nicht untergeh´n.
|: Hakenkreuz am Stahlhelm,
Blutig-rotes Band.
Sturmabteilung Hitler
Werden wir genannt.
Hat man uns auch verraten,
Trieb mit uns Schindjuderei,
Wir wußten was wir taten,
Blieben dem Vaterland treu.
Hakenkreuz am Stahlhelm,
Blutigrot das Band,
Sturmabteilung Hitler
Werden wir gennant.
Kamerad reich mir die Hände,
Fest woll´n zusammen wir steh´n.
Mag man uns auch bekämpfen,
Der Geist soll nicht untergeh´n.
Hakenkreuz am Stahlhelm,
Blutig-rotes Band.
Sturmabteilung Hitler
Werden wir genannt.“
Es war Kriegerfest in Besenkamp. Diese nächtlichen Ruhestörungen haben Hermann Ebert geärgert. Er beschloss auf diese Provokationen eine Antwort zu geben. Als am 18. Juli und am 25. Juli 1925 der Kriegerverein seine Umzüge hatte, ging Hermann Ebert mit seinem Hund spazieren. Vorher hatten seine Kinder dem Hund ein Eisernes Kreuzz II. Klasse, dass Hermann Ebert im 1.Weltkrieg bekommen hatte, umgehängt. Die Aufregung war riesengroß. Es hagelte Anzeigen und vom Amtsgericht Herford sogar eine Strafe in Höhe von 75,- Reichsmark.
Als Folge ein politischer Skandal in Besenkamp
Am 12. 12.1929 stellte sich Hermann Ebert der Wahl zum Gemeindevorsteher. Im Gemeinderat kam es zur Stichwahl mit dem Landwirt Heinrich Pieper (NSDAP). Diese Stichwahl ging mit 3 zu 3 Stimmen unentschieden aus. Der Amtsbürgermeister Fido Engelhard loste – das Los fiel auf Hermann Ebert. Doch daraufhin wurde Hermann Ebert beim Landrat denunziert.
Dieser Brief befindet sich im Kreisarchiv Herford. Genau wie 383 Unterschriften für Hermann Ebert von 656 Wahlberechtigten. Das sind 58%. Trotzdem wurde die Wahl durch den den rechtsnationalen Landrat Franz von Borries nicht anerkannt. Die Zeitung Freie Presse sah darin den Versuch einen sozialdemokratischen Gemeindevorsteher zu verhindern. Deutlich wird die Trennung in zwei große Lager in Besenkamp. Zigarrenarbeiter auf der einen, Bauern und Heuerlinge auf der anderen Seite.
Nach einer Neuwahl wurde Walter Haubrock von der SPD im März 1930 zum Gemeindevorsteher gewählt.
(Die Bilder von Hermann Ebert hat freundlicherweise Hans-Werner Becker zur Verfügung gestellt.)